Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg haben vor Augen geführt, was in Fachkreisen seit mehr als 30 Jahren klar ist und diskutiert wurde: Österreichs Abhängigkeit von Baustoffen und Rohstoffen aus dem Ausland.
Hatten wir noch vor kurzem Talsohlen bei manchen Technologien wie Photovoltaik oder bei den Energiepreisen von Öl oder Strom erreicht, so sind diese innerhalb kürzester Zeit „explodiert“. Nun stellt sich die Frage, welche Alternativen bieten sich derzeit an, um Gebäude günstig und frei von fossilen Brennstoffen zu betreiben?
Die erste und wichtigste Maßnahme, die über den Lebenszyklus eines Gebäudes am sinnvollsten ist, ist das Dämmen und Verbessern des Wärmeschutzes wie z. B. oberste Geschoßdecken dämmen, Fensterdichtungen erneuern oder Fenster tauschen, Außenwände dämmen, wenn möglich Fußböden gegen Keller oder Erdboden dämmen; auch der Einbau einer mechanischen Lüftung mit Wärmerückgewinnung kann sinnvoll sein. Diese Maßnahmen werden sehr oft auch von Bund, Bundesländern oder Gemeinden gefördert. Einen Überblick über die aktuelle Förderungen bietet z.B.
https://www.energyagency.at/foerderungen.html
Folgende Alternativen bestehen, wenn Sie in der Stadt wohnen und Gas zum Kochen und Heizen in der Wohnung verwenden:
1. Fernwärmeanschluss, wenn beim Haus eine Fernwärmeleitung besteht oder geplant ist: Es werden Heizrohre vom Keller in die Wohnung gelegt und an die bestehenden Heizkörper angeschlossen. Die Warmwasserbereitung kann auf Strom umgestellt werden, sollte die Fernwärme die gewünschte Leistung nicht erbringen können. Kochen wird auf Strom umgestellt – Achtung: Drehstromeinleitung wird notwendig sein.
2. Umstellung der Heizung auf eine zentrale oder dezentrale Sole- oder Luftwärmepumpe mit oder ohne Warmwasserbereitung. Das Wichtigste ist hier: Die Heizkörper sollten dann nur auf Niedertemperatur, d.h. Vorlauftemperatur von max. etwa 40°C betrieben werden – das könnte vorher Maßnahmen wie Dämmen oder Fenster dichten etc., wie weiter oben beschreiben, vor der Heizungsumstellung notwendig machen, damit es auch wirklich warm genug wird, und die Wärmepumpe nicht zu viel Strom verbraucht. Das Warmwasser kann natürlich auch separat oder teilweise über einen E-Boiler oder eine separate Wärmepumpe mit Speicher bereitgestellt werden. Kochen wird auf Strom umgestellt. Achtung: Drehstromeinleitung wird auch hier notwendig sein.
Siehe hinzu: https://www.youtube.com/watch?v=Cs7u-rxBdFM&t=952s
3. In Ausnahmefällen ist natürlich auch in der Stadt die Umstellung auf eine Biomasseheizung im Gebäude (Pellets, Hackschnitzel, Scheitholz; Biogas) oder auf ein biogen und in Zukunft vielleicht auch Wasserstoff betriebenes Nahwärme- oder Mikronetz im Quartier sinnvoll. Warmwasser erfolgt dann mit Strom oder Wärmepumpe, gekocht wird mit Strom. Achtung: Drehstromeinleitung wird auch hier notwendig sein.
Zusammengefasst ist eine Entscheidungsfindung in untenstehender Grafik dargestellt
Natürlich gibt es immer Mischformen dieser Maßnahmen. Weiterführende Links zu Beratung und Raus aus Öl Förderung:
https://www.energyagency.at/fakten-service/verbraucherinfos/energieberatung.html
https://www.umweltfoerderung.at/privatpersonen/rausausoelundgas.html
Anmerkung zur Umweltförderung: Die Regierung hat mit 4. April 2022 die Förderaktion „Raus aus Öl und Gas“um einen Bonus von 1.500 Euro für Solarwärmeanlagen ergänzt.
Die Errichtung einer Solarthermie- oder Photovoltaikanlage sollte immer mitüberlegt werden. Es gibt dazu von nahezu allen Energieversorgern oder evtl. zukünftig über neue Bewirtschaftungsmodelle wie Energiegemeinschaften u.ä. gute Finanzierungsmodelle, aber auch Förderungen von Bund, Ländern und Gemeinden:
Es ist ratsam, sich von ExpertInnen oder Energieberater*innen eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchführen zu lassen, die die Lebenszykluskosten der einzelnen Systeme berücksichtigt, also wie viel die Umstellung z.B. über die nächsten 15 Jahre inklusive aller Förderungen, Investitionen, Energie und Wartung kostet. Hintergrund: Gerade innovative Effizienzmaßnahmen und erneuerbare Energieerzeugungsformen sind zwar in den Investkosten teurer, schonen aber nicht nur die Umwelt, sondern rentieren sich meist auch finanziell über einen längeren Zeitraum betrachtet.
Rahmenbedingungen, die bei der Wahl zum Heizungsumstieg und Lebenszykluskostenberechnung beachtet werden sollten, sowie Kosten und Preise derzeit (Stand März 2022):
Energieträger / Rahmenbedingung | Menge | Einheit | Quelle |
CO2-Folgekosten ab 2025 | 55 | EUR/Tonne | BMK |
Fernwärmepreis | 0,09 | EUR/kWh | |
Gaspreis | 0,07 | EUR/kWh | |
Haushaltsstrompreis | 0,21 | EUR/kWh | |
Wärmepumpen-Strompreis | 0,15 | EUR/kWh | In manchen Bundesländern |
PV-Strom Einspeisung | 0,048 | EUR/kWh | |
Energiepreissteigerung | 7 | % | |
Steigerung Einspeisevergütung | 1,7 | % | |
Inflationsrate | 5 | % | |
Fremd-Kapitalzinssatz (30 Jahre Laufzeit) | 1,7 | % | |
Lebensdauer Heizkessel | 15 | Jahre | |
Lebensdauer Heizungsinstallationen | 40 | Jahre |