Neues Positionspapier der Interessensgemeinschaft Lebenszyklus Bau zum Thema “Dachflächennutzung”

Neues Positionspapier der Interessensgemeinschaft Lebenszyklus Bau zum Thema "Dachflächennutzung"

Unter der Leitung von GRÜNSTATTGRAU wurde das Positionspapier für mehrwertorientierte Dachflächennutzung verfasst – Ein Leitfaden für Entscheidungsträger*innen, Immobilienwirtschaft, Gemeinden.

Ziel des Papiers ist es, grundlegende Informationen und Daten für eine mehrwertorientierte Systementscheidung bei der Nutzungsänderung oder -erweiterung von bestehenden und neuen Dachflächen bereitzustellen. In Zusammenarbeit mit 20 Expert*innen, darunter auch RENOWAVE.AT, werden verschiedene Varianten der Dachflächennutzung hinsichtlich ihres Potenzials zur CO₂-Emissionsreduktion eingeordnet und bewertet.

Das Positionspapier betont, dass verschiedene Nutzungsarten wie Grün- und Solardächer keine Flächenkonkurrenz darstellen, sondern vielmehr eine Art symbiotische Beziehung zueinander haben. Die Kombination dieser Nutzungen bietet den größten Mehrwert für Bewohner*innen und die Natur. Expert*innen aus verschiedenen Fachbereichen, einschließlich Photovoltaik, Vegetationstechnik, Green Building, Wasserwirtschaft, Umweltmedizin und Public Health, haben an der Erstellung des Papiers mitgewirkt. Es verdeutlicht, dass die Nutzung von Dachflächen viele Vorteile mit sich bringt, von der Energiegewinnung und Nutzung von Tageslicht bis hin zu Solar- oder Windkraft und der Begrünung der Dachhaut:

  • Energieproduktion durch Aufstellen von PV, Windkraft, Wärmepumpen oder dergleichen
  • Energieeinsparungen durch zusätzliche Dämmwirkung und durch Kühlleistung mittels Verdunstung von Wasser
  • Rückhalt des anfallenden Regenwassers vor Ort
  • Reduktion der Niederschlagsspitzen und eine Einsparung bei Abwassersteuer und Kanälen
  • Reduktion von Oberflächentemperaturen
  • Schutz der Dachabdichtungen und Erhöhung der Lebensdauer des Dachs
  • Bindung von Staub und Luftschadstoffen
  • Ertragssteigerung von darüber montierten Solar- und Photovoltaikanlagen
  • Förderung der Biodiversität
  • Bindung von CO₂
  • Nutzung von Tageslicht durch Dachfenster

Die Dachflächen Wiens bieten Potenzial für Gebäudebegrünung und Sonnenenergienutzung. Das Grün- und Solardachpotentialkataster zeigt eine Überlappung, die eine effektive Mehrfachnutzung ermöglicht. Diese innovative Herangehensweise kann nicht nur in Wien, sondern auch in anderen österreichischen Gemeinden und Städten erfolgreich angewendet werden.

CO2 Einsparung durch Dachflächen-Einzelnutzung

Der CO₂-Einsparungseffekt bei Solarthermie wird über den Vergleich von erzeugter Wärme zum durchschnittlichen österreichischen Fernwärmemix berechnet. Dabei kommt man auf einen CO₂-Einsparungseffekt von 78 kg CO₂e pro m² und Jahr, was einer Gesamt-CO₂-Reduktion von 3.870.544 Tonnen CO₂e pro Jahr entspricht.

Der CO₂-Einsparungseffekt der Photovoltaik wird über den Vergleich von erzeugtem Grün- zum durchschnittlichen österreichischen Energiemix berechnet. Photovoltaikanlagen weisen einen CO₂-Einsparungseffekt von 33 kg CO₂e pro m² und Jahr auf, mit einer Gesamt-CO₂-Reduktion von 1.642.230 Tonnen CO₂e pro Jahr für das wirtschaftliche Potential ohne Fassaden.

Begrünte Dächer können bis zu 10 kg CO₂ pro m² und Jahr binden, was einem CO₂-Reduktionspotential von 885.600 Tonnen CO₂e pro Jahr für die gesamte Dachfläche Österreichs entspricht.

Mehrfachnutzung und Klimaschutzpotential

Durch die Synergie von Bauwerksbegrünung und Solartechnologien wird die Effizienz und der Ertrag der vorhandenen Flächen gesteigert. Ausgewählte Erkenntnisse zur Mehrfachnutzung:

Solargründächer für Mehrertrag an Energie: Die Verdunstung der Pflanzen von 60-75 Prozent des jährlichen Gesamtniederschlags erhöht den Ertrag von über Solar- und Photovoltaikanlagen montierten Dächern um bis zu 5 Prozent.

Dachbegrünung als Kohlenstoffspeicher: Eine extensiv begrünte Dachfläche kann über 50 Jahre bis zu 23,6 kg CO₂/m² binden.

Durch Dachbegrünung Abschwächung der Klimawandelauswirkungen – Kompensation von Versiegelungen: Rückhalt von Regenwasser vor Ort verringert die Häufigkeit von Überlaufereignissen in der Mischwasserkanalisation um bis zu 99 Prozent. Dies führt zu einer längeren Lebensdauer der Infrastruktur, reduziert Kosten für Erosionsschutz und minimiert Überschwemmungen.

Durch Dachbegrünung Abschwächung der Klimawandelauswirkungen – Hitzereduktion: Gründächer haben aufgrund ihrer höheren Albedo (Reflexion der Sonneneinstrahlung) im Vergleich zu Bitumen- und Kiesdächern eine um bis zu 25° geringere Oberflächentemperatur. Dies führt zu einer Reduktion der durchschnittlichen Lufttemperatur um 0,2 bis maximal 1,5°C, spart Kühlleistung und verlängert die Lebensdauer des Daches durch gemäßigtere Temperaturen zwischen Tag und Nacht.

Effekte auf Klima, Gesundheit und Wohlbefinden

Aus Public-Health-Sicht bietet die Dachflächennutzung mit Begrünungen eine Vielzahl positiver Aspekte, die sich auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken können:

  • Verbesserung der Luftqualität
  • Lärmdämmung und Schallpegelminderung
  • Ruheoase und „Cool Spot“
  • Verbesserung der biologischen Vielfalt
  • Verbesserung des städtischen Mikroklimas
  • Physische und mentale Gesundheit der Menschen wird verbessert
  • Verbesserte Vermietbarkeit und Verkaufbarkeit von Immobilien und Einheiten
  • Nutzung von Dachflächen in Bezug auf Ernährungssicherheit und Gemeinschaftsgärten

Vorschläge zur Anpassung an die Klimakrise

Die Dachflächennutzung spielt eine entscheidende Rolle in der Anpassung an die Klimakrise. Dies beinhaltet die Nutzung von Solarenergie zur CO2-Reduktion, die Integration von Regenwassernutzungssystemen zur Wassereinsparung, die Förderung von Urban Farming und Gemeinschaftsgärten für Biodiversität sowie die Schaffung von Lebensräumen für Wildtiere. Die Sensibilisierung der Bevölkerung ist ebenfalls von großer Bedeutung, um durch Aufklärung, Förderungen und Schulungen nachhaltige Dachnutzung zu fördern.

Das vollständige Positionspapier finden Sie hier.

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